Tomate (Solanum lycopersicum), Bekond
Kahlbach, Moselzufluss Flusskilometer 163

„Alle!“, antwortet Gerhard Portz auf die Frage nach seiner Lieblingstomatensorte. 40 verschiedene Sorten werden im Hofgut Portz in Bekond kultiviert und jetzt im August geerntet. Asa Portz begeistert sich besonders für „San Marzano“, Noah bevorzugt „Anacoeur“: „ein große gelbe Herztomate, die als besonders aromatisch und saftig gilt.

„Valencia“ ist leicht gestreift, rot und mittelgroß, „Artisan Pink“ dagegen eine rot-gelb gestreifte längliche Cocktailtomate. Auch „Bianea“ zählt zu den Cocktailtomaten, ist allerdings cremefarben-gelblich. „Tuma Red“ begeistert als Tomatensalat, passt zu Mozzarella und Basilikum, das ebenfalls von Familie Portz kultiviert wird. An warmen Sommertagen riecht es hier wie an warmen Sommertagen in Ligurien.  

„Marglobe“ steht für flache, kleine, rote Tomaten, die sehr aromatisch sind, die der Sorte „Aurica“ sind klein und gelb. „Malea“ ist faltig, ganz anders als „Rio Grande“, eine alte Buschtomatensorte, die unkompliziert und robust ist. Die „Kremser Perle“ ist eine Sorte aus Niederösterreich, frühreif, mit saftigem, weichem Fruchtfleisch, mit einem besonders ausgewogenen Verhältnis von Süße und Säure.

„Ricca“ in ihrem rot-grünen Streifenkleid zieht als Cocktail-Tomate alle Blicke auf sich; „Rio Lergo“ ist etwas größer. „Indigo Apple“ hat Früchte, die während des Wachstums schwarz sind. Besonders wohlschmeckend sollen sie sein, wenn das glänzende Schwarz der Sonnenseite vollständig zu mattem Lila geworden ist.

„Kalami“ gilt als eher unauffällige Sorte – etwa die „Jeanshose“ unter den Tomaten, mit der man nichts falsch machen kann? Die Antwort auf die Frage muss warten, denn wir kommen jetzt zu „Marmande“. Mar-man-de – schon der Name lässt an Tradition und Größe denken. Dabei hat ihr Name wohl etwas mit der Stadt Marmande zu tun. In der Region Nouvelle-Aquitaine soll um 1870, nachdem die Reblaus die Reben der Region dahingerafft hatte, verstärkt diese Fleischtomate gezüchtet und kultiviert worden sein. Eine Tomate dieser Sorte kann bis zu 500 Gramm wiegen.

Auch wenn man bei Tomaten gerne an Italien denkt, sind sie auch dort noch nicht lange „heimisch“.

Ihre Wildform ist von Nordchile bis Venezuela verbreitet. In Mittelamerika wurden Tomaten von Maya und anderen Völkern etwa 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. kultiviert und Xītomatl bzw.Tomatl genannt (‚dickes Wasser‘). Vermutlich kamen sie um 1500 erstmals mit Columbus nach Europa. Anfang des 16. Jahrhunderts sollen sie nach der Eroberung Mexikos nach Spanien gebracht und in Anlehnung an ihren aztekischen Namen als „tomate“ bezeichnet worden sein. 1544 wurden sie von dem Italiener Pietro Andrea Mattioli genauer beschrieben: als gelbe Frucht. 1554 schrieb er von roten Varietäten, nannte sie trotzdem „pomi d’oro“ (goldene Äpfel). Im 16. und 17. Jahrhundert waren sie Wohlstand symbolisierende Raritäten in den Gärten der Oberschicht: Zierpflanzen, die als giftig galten.

Doch 1658 habe ein Antonio Latini, Koch beim spanischen Vizekönig von Neapel, drei Rezepte mit Tomaten in seinem Kochbuch notiert. Der Schwede Carl von Linné  nannte um 1752 kultivierte Tomaten „Solanum lycopersicum“, wildwachsende „Solanum peruvianum“. Verwandt sind sie mit anderen Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln, Paprika, Auberginen und Tabak Bei der Wiener Weltausstellung 1873 wurden Tomaten gezeigt, um 1900 gab es „Paradeiser“ auf den Wiener Märkten.

Mit gut 30 Kilo je Person und Jahr sind Tomaten heute das meistverzehrte Gemüse in Deutschland (Ketchup und Co. mit eingerechnet). Vor 15 Jahren waren es noch 8 Kilo weniger. Laut BZL (Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, Bonn) werden kaum 4 Prozent der in Deutschland gegessenen Tomaten hier erzeugt – obwohl in hierzulande heute doppelt so viele Tomaten geerntet werden wie vor 20 Jahren. Importiert werden sie aus den Niederlanden, Spanien, Belgien, Marokko, Italien, Frankreich und Polen.

Das BZL schreibt zudem, dass Tomaten mit 190 Millionen Tonnen die bedeutendste Gemüseart der Welt seien. „Rund ein Fünftel dieser Menge entfällt auf Europa, während allein China für mehr als ein Drittel der Weltproduktion verantwortlich ist.“ In Bekond wachsen sie jetzt im Sommer direkt vor der Tür. In mehr als 40 Sorten.

(Quellen: Wikipedia, BZL (Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, Bonn) und eigene Recherche)

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